Es ist sicher nicht …, nein. An manchen Punkten muss man anerkennen, dass es schon auch Gründe dafür gibt, warum der eine als Lyriker mehr zu sagen hat, als ein anderer, vor allem als man selbst. An Lyrik kann ich mich nicht satt lesen. Aber dabei ist Maßzuhalten. Die Undurchschaubarkeit einerseits, die Klarheit andererseits. Nicolas Borns Windvogel ist da voller Widerhaken. Man kann sich selbst wählen, wie tief man sich in den Strudel der aufgeworfenen Gedankensplitter hineinbegeben möchte.
windvogel. foto: hufner
Über den Wohnungen steigt ein Windvogel — das Unglück ist nicht vollkommen. Leben macht Spaß wenn es Feinde hat Leben geht weiter solange es Geld einbringt. Nahtlos geht in diesem Herbst der Himmel über in die Ernte. Hartnäckig setzt sich der Friede fort. Verwundert ist niemand mehr. Tod, um ihn zu erfassen, muß dividiert werden durch Masse. Zahlen sind ein musikalischer Faktor, erzeugen Gemeinsinn.
Mit glattem Knall ist uns nicht gedient uns wäre Gewinsel schon recht.
Nicolas Born, Gedichte 1967–1978, Reinbek bei Hamburg 1981, S. 35
In Regensburg gab es einen Platz, der permanent zuplakatiert und zugeklebt worden ist. Eine Tür eigentlich, meine ich mich zu erinnern. In mehreren Schichten klebten die Informationen an die Mitmenschen übereinander. Man erkennt den 1. Mai. Man sieht einen Konzerthinweis. Ansonsten klebte alles, was man kleben konnte, an dieser Tür. Der Status Quo ist dabei die massive Verdichtung von Vergänglichkeit.
Die Tür. Foto: Hufner
Und irgendwie, scheint mir, war diese Tür doch zugleich auch eine Tür. Der Riss geht durch die Mitte.
Wir hatten ja viel Zeit auch 2021. Und Zeit durch die Landschaften zu streifen. Neue Welten zu erschließen, die klein waren unter den Füßen und doch so groß, dass man viele Jahre studieren muss, um einen Hauch dieser Welt zu erkennen. Die Welt der Pilze von unten und von oben, zu jeder Jahreszeit eine andere, auf jedem Boden eine andere. Eine so angepasste Welt an die Umwelt. Das schafft die Natur, so gut es geht und mit der Zeit, die man ihr lässt.
Da sind wir Menschen leider weit von entfernt. Hier findet sich immer wieder eine Rohheit in Gefühlen und im Handeln. Gegenüber der Umgebung und gegenüber der eigenen Spezies. Das ist so deprimierend. Was hilft da alle Kunst? Vielleicht aber ist allein sie es, die da abhilft. Zumindest für einen selbst.
RinderWahnsinn. Auch das ist aus dem Archiv zurückgespielt. Ich löse ja nach wie vor meine Meta-Existenz so langsam auf. Man kann da nicht länger sinnvoll mitagieren. Den politischen und finanziellen Profit ziehen andere da heraus.
RinderWahnsinn. Foto: Hufner
Was genau ich damals an diesem Bild gedreht habe, dass es so knallfarbig geworden ist, kann ich gar nicht mehr sagen. Sicher war Snapseed im Spiel. Auch eine Entwicklung, ursprünglich aus Deutschland, die später von Google aufgekauft wurde und dann die Ursprungssoftware NIK an DxO weiter ging. Seither verdiesen die sehr gut an mir. Auch wegen des Output Sharpeners, der sehr gut für den Druck auf Zeitungspapier optimiert. 70er-Raster und so.
Er begleitet mich seit ca. 5 Jahren, dieser Baum an der ehemaligen Autobahntrasse zwischen Berlin und Potsdam. Vor drei Jahren hat er eine gewissen Hoffnung ausgestrahlt, die aktuell dahin schmilzt.
Zwei gute alte Bekannte und Freunde, die einfach nicht von der Stelle kommen, aber ganz zufrieden wirken und in sich zu ruhen scheinen. Wozu also Hektik? Foto: Hufner
„Sybăris, eine berühmte Stadt Großgriechenlands in Unteritalien, lag in Lucanien am tarentinischen Meerbusen und soll 720 v. Chr. durch eine Niederlassung von Achäern und Trözeniern gegründet worden sein. Die äußerst vortheilhafte Lage am Meere und die außerordentliche Fruchtbarkeit des Bodens führten die Stadt schnell zu übermäßigem Reichthum und Überfluß, der aber die Einwohner derselben so verweichlichte und schwelgerisch machte, daß die Sybariten dadurch zum allgemeinen Sprüchwort wurden. Man sagte, daß sie auf Rosenblättern schliefen und sich dennoch beklagten, daß sie davon am Körper und den Gliedern Beulen und Wunden erhielten, daß sie kein Eisen und Kupfer in der Stadt schmieden ließen, damit sie dadurch nicht in der Ruhe gestört würden, und daß ein Gast seinen Besuch viele Monate vorher anmelden müßte, damit die Weiber dazu die Speisen vorbereiten und sich anputzen könnten. Bei einem Umsturz der demokratischen Verfassung der Stadt durch Talys, der sich zum Tyrannen aufwarf, floh ein Theil der Bürger nach der nahe gelegenen Stadt Kroton und ersuchte die Bürger derselben um Beistand. Die Krotoniaten, schon längst auf die Macht und den Reichthum der Sybariten eifersüchtig, benutzten die Gelegenheit zu einem Kriege gegen dieselben. Am Flusse Trais (jetzt Trionto) kam es im I. 510 v. Chr. zwischen beiden Theilen zur Schlacht, in welcher die Sybariten von den Krotoniaten, ungeachtet diese nur 100,000 und jene 300,000 M. ins Feld gestellt hatten, gänzlich geschlagen wurden, worauf die Zerstörung ihrer Stadt folgte. Die zerstreut gewesenen Sybariten bauten sich 58 I. später auf den Ruinen des alten S. aufs Neue wieder an, aber die Stadt wurde von den Krotoniaten nach sechs Jahren, als sie wieder anfing aufzublühen, aufs Neue zerstört. Ebenso mislangen die Versuche der Sybariten, sich anderwärts anzubauen, bis sie zuletzt von den Bruttiern gänzlich vertilgt wurden. Der Name Sybarit bezeichnet noch jetzt einen Menschen, welcher der Weichlichkeit, der Schwelgerei und dem Hochmuthe ergeben ist.“
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 341.
Pfauengrüne Gluten in der Luft. Über dem Meere Heliotropdüfte. Kochender Atem stockt. Die Wasser stauen sich. In der brünstigen zyanenblauen Dämmerung eine Frau, mit feuchtem Leib aufgestiegen, ein zauderndes Neigen und Schwingen in ihrem Körper, es wogt noch flüssig jedes Glied.
Unter ihr die Wasser glattmilchig, mit Lachen weinrot wie große, offene Wunden.
Ein Pfauenhimmel und Leuchtrauch von Smaragd und Lapislazuli und ein Funkenkitzeln und fliehende Irisschiller um diesen Leib.
Fern am Himmel, im Wasser, rast ein Licht, weiß, elektrisch, und blauweißer Schaum berstet am Ufer. Im hochgesträubten Schaum kauert eine andere, blau und rotgolden der Wasserqualm, über ihren Rücken rieselt grünblauer Muschelglimmer.
Und die Wasser wie silberrandige flachrunde Flossen schieben sich ans Ufer. Überall dieser Heliotropdunst und Weinrauch.
„Happy new year“, stand da geschrieben im Sand im Durchgang einer Düne in Prerow an der Ostsee an einem 5. Januar 2018 des Nachmittags bei ca. 5 Grad Celsius und bedecktem Himmel, leichtem Wind aus Nordwest.
Im Hintergrund das Leuchtfeuer sichtbar. Irgendwie beginnt das Jahr einerseits gut, andererseits ist es jetzt schon rastlos. Man ist gut motiviert für was auch immer und gleichzeitig haltlos herumirrend. Einerseits in einer großen Gruppe von freundlichen Menschen, die man um sich weiß und andererseits, so leer und ohne Gefühle. Einerseits kaum mächtig, sich zusammenzureißen und bei jeder noch so kleinen Schönheit in Tränen und andererseits so kalt und öde.
Dazu passte nicht wenig, dass heute Nacht offenbar die gar nicht so alte Fritzbox ihren Lebenswillen aufgegeben hat und nur ein zuckendes Lämpchen noch Restleben anzeigt, aber sie ist überhaupt nicht ansprechbar mehr. Gut, dass ich eine neue schon zur Hand hatte, die an dem neuen Glasfaseranschluss anlag. Allein die Telefonnummern für das Festnetz sind lahm, weil diese erst am 6. Januar portiert werden sollen. Und immerhin gab es einer Sicherungsdatei von einem ersten Versuch, die Boxen zu wechseln. Aber das alles, weil wegen Homeoffice, musste noch in einer sportlichen Aktion morgens zwischen 4 und 6 Uhr erledigt werden. Eh schlecht geschlafen. Danach auch nicht besser und den restlichen Tag damit verbracht, Telefon vozukonfigurieren, Repeater im Haus zu meshen, neu zu positionieren und eine Netzwerkstruktur von Synology zugänglich zu machen.