Es ist sicher nicht …, nein. An manchen Punkten muss man anerkennen, dass es schon auch Gründe dafür gibt, warum der eine als Lyriker mehr zu sagen hat, als ein anderer, vor allem als man selbst. An Lyrik kann ich mich nicht satt lesen. Aber dabei ist Maßzuhalten. Die Undurchschaubarkeit einerseits, die Klarheit andererseits. Nicolas Borns Windvogel ist da voller Widerhaken. Man kann sich selbst wählen, wie tief man sich in den Strudel der aufgeworfenen Gedankensplitter hineinbegeben möchte.

Über den Wohnungen steigt ein Windvogel —
das Unglück ist nicht vollkommen.
Leben macht Spaß
wenn es Feinde hat
Leben geht weiter solange
es Geld einbringt.
Nahtlos geht in diesem Herbst
der Himmel über in die Ernte. Hartnäckig
setzt sich der Friede fort.
Verwundert ist niemand mehr.
Tod, um ihn zu erfassen, muß
dividiert werden durch Masse. Zahlen sind
ein musikalischer Faktor, erzeugen
Gemeinsinn.
Mit glattem Knall ist uns nicht gedient
uns wäre Gewinsel schon recht.
Nicolas Born, Gedichte 1967–1978, Reinbek bei Hamburg 1981, S. 35